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Die Evangelische Kirche Fronhausen

 

In einem Rechtsstreit um die Besitzverhältnisse zwischen dem Pfarrer von Oberweimar und der Äbtissin des Reichsstiftes zu Essen an der Ruhr wird die Kirche 1159 erstmals urkundlich erwähnt. Pfarrer Ditmar von Oberweimar beanspruchte die Kirche als seine Filialkirche. Die Äbtissin konnte aber bezeugen, dass sie die Kirche seit über dreißig Jahren in ihrem Besitz hatte. Erzbischof Arnold zu Mainz sprach ihr die Rechte zu. Als Grundherrin war die Äbtissin für den Unterhalt der Kirche zuständig, und ihr standen das Patronats-und Spolienrecht  zu.

 

Wie die Kirche und der Ort in den Besitz Essens kamen, darüber lassen die Geschichtsquellen nur Vermutungen zu. Wahrscheinlich erbte die Äbtissin Mathilde, sie stand dem Stift von 973 – 1011 vor, die Güter von ihrer Mutter Ida, einer Tochter des Konradiners Herzog Hermann von Schwaben, dessen Familie Besitzungen in der Ohm – Lahngrafschaft hatte, die Fronhausen umschloss. Väterlicherseits war sie eine Enkelin Kaiser Ottos I. und somit von hoher sozialer Stellung.

 

Die weite Entfernung zwischen Essen und Fronhausen erschwerte der Äbtissin die Wahrnehmung ihrer Rechte hier, und als 1367 die Burg im Tal unter landgräflicher Lehnsherrschaft erbaut wurde,  gewann der Landgraf neben der Äbtissin immer mehr Macht in Fronhausen, und Essen beugte sich dieser Macht. 1789 schickte die Äbtissin nochmal einen Abgesandten nach Fronhausen, der aber nur von Missständen in der Vogtei berichten konnte, die nicht das Interesse der Äbtissin entfachten, da der Landgraf seine landesherrliche Stellung in den vergangenen Jahrhunderten Zug um Zug gefestigt hatte.

 

1527 wurde Fronhausen protestantisch. 1605 führte Landgraf Moritz in Hessen-Kassel den Calvinismus ein, der sich wie folgt vom lutherischen Glauben unterschied: Alles Bildliche wurde aus den Kirchen entfernt - „Gott ist nicht bildlich darzustellen“. Beim Abendmahl wurde zum Wein Brot gebrochen, anstatt die Hostie zu reichen, denn auf Erden sei Christus nur geistlich gegenwärtig, leiblich aber im Himmel. Die Altäre waren schmucklos. Die Taufbecken wurden entfernt, in denen die Täuflinge bisher eingetaucht wurden und nur Taufschalen aufgestellt, wieder mit der Begründung, Christus sei nur geistlich bei der Gemeinde und nicht im Altar oder Taufstein gegenwärtig. Wahrscheinlich entfernte man zu dieser Zeit auch das mittelalterliche Taufbecken, das heute vor dem Westeingang steht. In Fronhausen wurde der Calvinismus nicht angenommen. Die Gläubigen strömten in Scharen nach Odenhausen, das zu Hessen-Darmstadt gehörte. 1624  war Fronhausen wieder lutherisch.

 

Foto: Hannelore Fischer